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Zwischen Ostern und Pfingsten

Liebe Leserinnen und Leser,

genauso wie die Sonntage vor Ostern haben auch die Sonn­tage zwischen Ostern und Pfingsten beson­dere Namen. Abge­leitet sind diese vom ersten Wort der Anti­phon (Rahmen­vers) des Eingangs-Psalms in latei­ni­scher Sprache:

     Quasimodogeniti – »Wie neugeborene Kinder …«
     Miserikordias Domini – »Die Erde ist voll der Güte des Herrn …«
     Jubilate – »Jauchzet Gott, alle Lande …«
     Kantate – »Singet dem Herrn ein neues Lied …«
     Rogate – »Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft …«
     Exaudi – »Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe …«

Schon mit diesem einen Begriff ist das Thema des jewei­ligen Sonn­tags umrissen. In den biblischen Lesungen und den Liedern wird es weiter ent­faltet und beleuchtet, genauso wie natürlich auch in der Predigt.

Foto »Der gute Hirte«, farbiges Glasfenster »Der gute Hirte«, farbiges Glasfenster in der Nikolaikirche Lübbenau
Foto: Albrecht Päßler (2020)

Der zweite Sonn­tag nach Ostern hat auch noch einen wei­te­ren Namen. Man nennt ihn den »Guten-Hirten-Sonn­tag«. Jesus, der »gute Hirte« steht im Zent­rum dieses Sonntags.

Das Urbild des Schäfers spricht Kinder wie Erwach­sene an. Das Neue Tes­ta­ment bekennt Christus als den guten Hirten, der das Verlo­rene nicht auf­gibt und der sein Leben für das ihm Anver­traute lässt. Jeder einzelne zählt. Die bibli­schen Texte warnen aber auch vor schlechten Hirten, die nur an ihr eigenes Wohl denken, bei Gefahr davon­laufen und das Schwache nicht stärken. Da gilt es, sich an den guten Hirten zu halten und nach seinem Beispiel selbst auf andere zu achten. Beim Blick über unsere Kirchen­mauern hinaus erscheint mir das gerade wieder sehr aktuell.

Foto einer Schafherde Schafherde am Elberadweg
Foto: Albrecht Päßler (2011)

Manchmal kann man sie noch sehen: Hirten mit ihren Schafen – z.B. am Elbe­radweg etwas weiter im Norden sind sie mir mehr­fach begegnet. Was roman­tisch aussieht, ist harte Arbeit. In der Bibel ist der Hirte eines der bekann­testen Bilder für Gott. Kern­texte der Bibel kommen mir sofort in den Sinn: »Der Herr ist mein Hirte …« (Psalm 23) oder das Gleichnis vom Hirten, der das verlorene Schaf nicht aufgibt und es sucht, bis er es endlich gefunden hat (Lukas 15, 3–7). Sogar von Freude vor den Engeln Gottes ist dort die Rede. Gewiss hat das biblische Bild des Hirten auch seine Grenzen. Ich – ein Schaf?

Christus spricht:
»Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.«

Johannes 10, 11a.27–28a       

Der Hirte sorgt dafür, dass die Herde frisches Wasser und Gras findet und sicher weiden kann – und die Schafe wissen, wo sie hin­ge­hören und wo sie sicher sind. In der Für­sorge Jesu, die wir durch andere Menschen erfahren können, erleben wir die Barm­herzigkeit Gottes – oder anders­herum: Wenn wir uns um andere sorgen, ihnen helfen und beistehen, wird der gute Hirte, die Barm­herzigkeit Gottes für sie erlebbar. Wir kennen sicher die Worte Jesu: »Was ihr getan habt einem von diesen meinen gering­sten Brüdern, das habt ihr mir getan.« (Matthäus 25, 40)

Wenn Sie in diesen Tagen zu einem Frühlings­spazier­gang aufbrechen, kommt Ihnen vielleicht der Hirten­sonntag in den Sinn. Wo haben Sie sich gut versorgt gefühlt? Wo hat jemand auf Sie geachtet? Wo wären Sie vielleicht auch gerne aus der Herde ausgebrochen?

unter Verwendung von www.kirchenjahr-evangelisch.de

Im Namen aller Mitarbeitenden grüßt Sie          
Ihr Kantor Albrecht Päßler