Evangelisch-Lutherische
Kirchgemeinde Sebnitz-Hohnstein
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Andacht Juni/Juli 2025
Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.
Monatsspruch für Juni aus Apostelgeschichte 10,28
Mit wem sollte man Umgang haben und mit wem besser nicht? Mit dieser Frage sah sich Petrus konfrontiert als es darum geht, das Haus eines Nichtjuden zu betreten. War diese Frage nicht eigentlich schon geklärt? Hat Petrus denn gar nichts von Jesus gelernt, denke ich mir. Er war doch dabei, als Jesus sich mit Sündern an einen Tisch setzte, Kranke berührte und auch als er den Jüngern auftrug, alle Menschen zu Jüngern zu machen. Petrus müsste es doch eigentlich besser wissen. Und nicht nur besser, sondern eigentlich am besten. Denn er ist ja der Fels, auf dem die Kirche gebaut werden soll. Petrus brauchte erst eine göttliche Vision für seine neue Erkenntnis. Bin ich Petrus da einen Schritt voraus? Ich kenne ja auch die ganzen Erzählungen von Jesus aus der Bibel.
Häng nicht mit denen ab, die rauchen, höre ich mich innerlich zu meinen Kindern sagen - und sage es dann doch nicht, hab ich ja früher auch gemacht. Der Gedanke ist trotzdem da: Sind diese Menschen der richtige Umgang für dich? Ich denke da geht es uns allen irgendwie ähnlich. Auch ähnlich wie Petrus. Und ich bin froh darüber, dass Gott in unser Leben eingreift. Mir aber hat Gott gezeigt, dass …!Er hat Petrus etwas gezeigt und zeigt uns auch immer wieder, wie engstirnig wir sind und dass wir nicht mal das Brett vor den eigenen Augen erkennen. Wenn Gott uns etwas zeigt, kann das auch mal wehtun oder dazu führen, dass man sich für etwas schämt. Ich glaube nicht, dass Gott das will, sondern dass er uns frei machen will für neue Blickrichtungen und Einsichten.

Wir fragen: wer bist du, was kannst du, was leistest du, welchen Intelligenz- und Bildungsgrad hast du, was arbeiten deine Eltern oder Kinder, in welcher Welt- oder Lebensanschauung denkst du, wie korrekt lebst du, was für eine Meinung hast du zur Kirche und manche denken: Hoffentlich bist du nicht jeder zweite, der hier die falsche Partei wählt. Für Gott spielt das alles keine Rolle.
Wir haben es alle zu Christus gleich weit und Christus will für alle da sein, wer sie auch seien. Niemand braucht, wenn er oder sie zu Christus kommt, etwas mitzubringen: keine frommen Verdienste, keine eindrucksvolle Lebensbilanz, keine geschliffenen Manieren.
Und deshalb bin ich dankbar, wenn Gott mir aber etwas zeigt und damit mehr Freiheit schenkt. Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite. Herr, erbarme dich.
Carsten Häntzschel
Foto: Lotz