Evangelisch-Lutherische
Kirchgemeinde Sebnitz-Hohnstein
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Andacht
Die Bibel ist voll von Geschichten mit Umwegen. Kennen Sie diese?
So richtig gut läuft es nicht bei Abraham und Sarah. Erst führt Gott Abraham aus seiner Heimat in ein neues Land. Von dort müssen sie wieder fliehen. Dann zerstreitet sich die Familie, so dass Abraham gemeinsam mit Sarah getrennte Wege von ihrer Verwandtschaft gehen.
Und dann das Thema Kinder: Wann ist es denn soweit? Jetzt müsste es doch endlich mal klappen? Früher wie heute waren solche Worte übergriffig, auch wenn sie noch so freundlich gemeint sind. Sie gehen davon aus, dass jeder Kinder möchte und Kinder bekommen kann. Aber so einfach ist das nicht.
Auch Sarah sucht nach anderen Ideen und schlägt vor: Abraham könnte doch die Magd von ihr schwängern, dann hätten sie wenigstens ein Kind im Haus. Der Plan ist erfolgreich. Und doch funktioniert er nicht. Ismael wird geboren, aber das Zusammenleben funktioniert nicht mehr. Die Magd Hagar muss mit ihrem Sohn Ismael fliehen (und begegnet dabei Gott, davon erzählt die Jahreslosung).
Als Abraham und Sarah schon alle Hoffnung aufgegeben haben, wird sie doch noch schwanger. Isaak wird geboren.
Und dann sagt Sarah:
Gott ließ mich lachen; jeder, der davon hört, wird mit mir lachen.
1. Mose 21, 6
Es klingt wie ein Lachen der Erleichterung und der Freude. Ihr sehnlichster Wunsch wurde erfüllt. Solche Freude ist ansteckend. Vielleicht ist es kein lautes Lachen, sondern ein leises Lächeln – das kennt jeder, der ein Kind auf dem Arm gehalten hat.
Und doch gehört zu Sarah ihre ganze Lebensgeschichte mit Flucht, dem Kind der Magd, der langen Kinderlosigkeit. Dazu passt das stille, vertrauensvolle Lächeln viel besser als ein schallendes Lachen.
Am 22. Februar beginnt die Passionszeit. Am 24. Februar jährt sich der Angriff auf die Ukraine zum 1. Mal. Es ist eine nachdenkliche Zeit. Keine Zeit des großen Jubels. Vor einem Jahr waren viele entsetzt. Mittlerweile sind die Nachrichten aus der Ukraine so normal wie andere Nachrichten: Tote auf dem Mittelmeer, Anschläge in Afghanistan, Folter im Iran oder Morde in Mexiko.
Es ist eine nachdenkliche Zeit. Die persönlichen Lebensgeschichten bewegen genauso wie die großen Nachrichten. Wir können komplexe Zusammenhänge kaum einordnen. Viele haben den Eindruck, dass sie nichts verändern können. Wer nur auf diese negativen Nachrichten schaut, kann kaum leben. Das stille Lachen von Sarah erinnert mich an eine tiefere Weisheit, die das Schwere nicht ausblendet, sondern aushält. Eine Weisheit, wie Kinder sie lehren: Dass es Grund zur Hoffnung gibt. Daran erinnern die Tage, die länger werden, die kleinen Pflänzchen und das frische Grün und natürlich auch Neugeborene.
Ich wünsche Ihnen einen Blick für das Wesentliche – und Hoffnung! In der Passionszeit kann Stille wie bei den Exerzitien dabei helfen.
Lothar Gulbins