Mobile Menu

Kirche Ulbersdorf

Gründung

Die erste Ulbersdorfer Kirche wurde vermutlich kurz nach der Ortsgründung im 12./13. Jahrhundert erbaut. Urkunden über die Erbauungsjahre gibt es nicht. In einem Lehnbrief vom 25. April 1443 wird die Kirche jedoch erstmals urkundlich erwähnt. Die sog. „Meißener Bistumsmatrikel“, eine Übersicht über die Einnahmen aus dem Bischofszins, gibt Hinweise auf eine noch frühere Entstehung bzw. Existenz der Kirche. Das 1495 auf Geheiß der Bistumsverwaltung Meißen angefertigte Dokument führt „Olbersdorff" als Kirchenstandort im Kirchenbezirk Hohnstein und Sebnitz an. Da für diese Aufstellung eine frühere Übersicht von 1346 benutzt wurde, die später verloren ging, nimmt man an, dass die Kirche 1346 bereits existierte.

Zahlreiche Umbauten seit Ende des 17. Jahrhunderts

Die heutige kleine Saalkirche wurde Ende des 17. Jahrhunderts an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Sie gehört zu den ältesten Bauten des Ortes und steht unter Denkmalschutz. Die Besitzer der beiden Ulbersdorfer Rittergüter hatten in der Kirche vor dem Altar Begräbnisstätten anlegen lassen. Sie wurden durch Steinplatten mit lebensgroßen Bildnissen der Rittergutsherrschaften abgedeckt. Bis auf zwei Platten entfernte man diese später und stellte sie heute noch sichtbar an der Seite des Kirchenschiffs auf.

1539 wurde in Ulbersdorf wie überall in Sachsen die lutherische Lehre eingeführt. Ein hölzerner Altarschrein mit katholischer Prägung (vermutlich entstanden zwischen 1415-1425) wurde 1685 aus der Kirche entfernt, lag bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Kirchenboden und wurde 1887 vom Kirchenpatron Wolf Siegfried Karl von Lüttichau dem Städtischen Alterthums-Museum Bautzen gespendet. In den Kriegswirren 1945 ging der Altarschrein verloren.

Bis heute erhalten ist hingegen ein Altar, den der Besitzer des Rittergutes Ulbersdorf und Patron der Kirche, Hannibal von Lüttichau, zwischen 1685 und 1687 in die Kirche einbauen ließ. Die in diesem Zuge durchgeführten Umbauten gaben dem Gotteshaus seine heutige Gestalt.

Ebenfalls in Verbindung mit der Familie von Lüttichau steht der Taufstein der Ulbersdorfer Kirche von 1602. Er trägt das Wappen der damaligen Patronatsherrschaft und ist noch immer in Gebrauch.

Wetterfahne und Glockenturm
von 1699

Am 14. Juli 1699 wurden der Knopf und die Wetterfahne mit dem Lüttichau’schen Wappen auf den neu erbauten Glockenturm aufgesetzt. 1711 ließ Hannibal von Lüttichau die Gruft als Erbbegräbnis und die Herrschaftsloge über dem Altar errichten. Die Deckplatten der Gruft stehen heute im Vorraum der Kirche. Einige Abendmahlgefäße mit eingravierter Widmung aus dem Jahr 1716 sind heute noch vorhanden.

1830 wurden erneut einige Verbesserungen an der Ulbersdorfer Kirche angebracht. Chor und Kirchenschiff erhielten einen neuen Fußboden aus Sandsteinplatten. Zur Erhellung des Kirchenraumes wurden zwei neue Fenster in das Mauerwerk gebrochen.

Glockenstiftung durch ortsansässige Familien

Die heute noch vorhandenen Glocken stifteten 1957 drei Brüder aus der Ulbersdorfer Familie Brückner, die inzwischen in den USA sesshaft geworden sind. Bereits 1891 stiftete der Gutsbesitzer Emil Michel drei Glocken. Sie wurden 1917 für den Ersten Weltkrieg geopfert. Die 1925 durch Spenden der Gemeindemitglieder gekauften drei Glocken fielen 1941 ebenfalls dem Kriegswahnsinn zum Opfer.

Umfangreiche Renovierung 1992-1995

Nach vielen unzulänglichen Reparaturen in den vergangenen Jahrhunderten wurde die Kirche 1992 bis 1995 umfangreich restauriert. Auch viele Ulbersdorfer Gemeindemitglieder halfen dabei mit. Am 22.10.1995 konnte die Kirche zum Kirchweihfest wieder genutzt werden. Doch wie bei jeder anderen Kirche auch muss regelmäßig an dem alten Gemäuer gebaut werden. So wurde in den letzten Jahren z. B. ein neuer Außenputz angebracht.

(Text von Günter Franke, der diesen Artikel bereits auf www.ulbersdorf-sachsen.de veröffentlich hat)